Sie sind hier: Start Presseservice Personen Bundesvorstand Krise der Tabakkultur

Krise der Tabakkultur

Achtung, öffnet in einem neuen Fenster. DruckenE-Mail

Benutzerbewertung: / 11
SchwachPerfekt 

Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Ropohl

Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Ropohl hat nunmehr seinen kürzlich hier angekündigten Text "Krise der Tabakkultur" veröffentlicht. Wir freuen uns ihn hier ungekürzt einstellen zu dürfen.

Krise der Tabakkultur

Im vorangegangenen Kapitel hatte ich die Herstellung von Tabakprodukten als Beispiel für eine konventionelle Biotechnik vorgestellt. Hier will ich mich jetzt dem Umstand zuwenden, dass der Genuss dieser Produkte seit drei Jahrzehnten zunehmend in Misskredit gerät. Es gibt wohl kaum einen zweiten Fall aus der jüngsten Vergangenheit, in dem sich die Werteinstellungen der Gesellschaft derart schnell und einschneidend geändert haben. Inzwischen übt ein gewisser lautstarker Teil der Nichtraucher einen regelrechten Terror gegen jene verbliebene Minderheit aus, die noch
immer dem Tabakgenuss frönt – eine „Minderheit“ freilich, die allein in Deutschland mehr als 20 Millionen Personen, also ein Drittel der erwachsenen Bevölkerung um fassen dürfte. Rauchende Menschen können sich in der Öffentlichkeit kaum noch sehen lassen. In den meisten Gebäuden, Gaststätten und Verkehrsmitteln herrschen längst strikte Rauchverbote,2 auch das Rauchen im Freien wird schon gelegentlich angefeindet,3 und manche Tabakgegner wollen den Tabakkonsum sogar in privaten Wohnungen und Fahrzeugen unterbinden.
Tabakwaren sind wie gesagt technische Produkte, und kein Produkt hat bisher eine derartige Technikfeindlichkeit ausgelöst wie die Zigarette, die Zigarre und die Tabakpfeife. Während ansonsten industrienahe Kreise nicht müde werden, eine vermeintliche, wachstumsgefährdende „Technikfeindlichkeit“ zu kritisieren – die es so allgemein überhaupt nicht gibt –,4 scheint die besondere Technikfeindlichkeit der Tabakgegner nicht der Rede wert zu sein.
Es ist also eine legitime technikphilosophische Frage, warum der Gebrauch dieses einen technischen Produktes inzwischen mehrheitlich derart leidenschaftlich verfemt wird. Diese Frage will ich in der Perspektive jener synthetischen Technikphilosophie angehen, die ich im zweiten Kapitel vorgestellt habe. Ich will nicht über irgendeine Metaphysik des blauen Dunstes spekulieren, sondern eine kulturelle Praxis reflektieren, die nicht nur eine naturale und technische Seite hat, sondern auch eine ökonomische und eine psychosoziale Dimension...
.icon Krise der Tabakkultur (152.7 kB)

Günter Ropohl, Signaturen des technischen Zeitalters : Neue Beiträge zur Technikphilosophie
Berlin/Münster 2009, S. 210-228

Lit Verlag

Prof. Ropohl

Signaturen des technischen Zeitalters

Powered by Joomla!