‚Spatzen-Hirne‘ hetzen gegen Intertabac
Dienstag, 22. September 2015 um 19:50 Uhr
Mikro-Demo gegen Dortmunder Tabakmesse
Alle Jahre wieder, anlässlich der InterTabac im September, bauen sich unverbesserliche Antiraucher vor den Dortmunder Westfalenhallen auf. Unter der Führung des Berliner Ruhestandsbeamten Johannes Spatz, einem der fanatischsten Kreuzzügler gegen den Tabak hierzulande, verlangt man das Verbot der dortigen Fachmesse der Tabakwirtschaft. Zur „Demonstration“ von Spatz‘ Grüppchen „Forum Rauchfrei“ ist letzten Freitag immerhin doch eine beachtliche Phalanx von rund 20 Leuten aufmarschiert. Eindruck schinden wollte diese Armada offenbar, indem sie sich die meisten weiße Kittel überwarfen.
Bild: (c) Messe Westfalenhallen Dortmund GmbH
Bei anderen sind diese Wutspießbürger immer kleinlich auf Gesetzeseinhaltung (Rauchverbote, Vorl. Tabakgesetz) bedacht, selbst kamen sie hier dem Uniformverbot des Versammlungsgesetzes bedenklich nahe, bei dem der Gesetzgeber z.B. Braunhemden im Hinterkopf hatte – wenn wir schon gerade bei Antirauchern sind. Mit den gleichartigen Kleidungsstücken wollten die Rauchbefreiten offenbar der gemeinsamen politischen Gesinnung Ausdruck verleihen, dass die Gesundheitsdiktatur zur regieren hat, auch über Branchenmessen und Wirtschaftstätigkeit. Bei meinem Abistreich trugen wir seinerzeit ebenfalls Kittel, Mundschutz und Ähnliches; damit hätte ich mich wohl als Mitdemonstrant bei diesem Mummenschanz beteiligen können, ohne aufzufallen. Der Vergleich hinkt jedoch: Der Abigag damals diente der Unterhaltung und nicht dazu, Menschen unten zu halten.
Denn was früher der Schwarzkittel an doppel- und pseudomoralischer Autorität verkörpert hat, wird heute dem Weißkittel zugesprochen. Jedenfalls, wenn er Public-Health-Mediziner (wie Spatz es in Berliner Behörden war) oder Ärztefunktionär ist und mit vermeintlichen Wahrheiten politische Unterdrückungsmaßnahmen fordert. Einst galt der katholische Priester als Instanz in Sexualfragen, heute traut man den Predigern der Gesundheitsreligion bei Statistiken, Zahlen und Fakten über Rauch und Umgebungsrauch, Alkohol, Ernährung usw. Bei genauem Hinsehen aber erweist sich die sexuelle Erfahrung des Durchschnittspriesters als recht imposant im Vergleich zur Fachkompetenz und Seriosität unserer „Moralstatistiker“ (Mark Twain) bei Lebensstilfragen. Man biegt sich die Dinge zurecht, damit sie in die eigene Agenda, hier: die Bekämpfung des Tabakgenusses und der rauchenden Menschen, passen.
Mein alter Mathematiklehrer, um weiter in den bereits angerissenen Erinnerungen zu schwelgen, trug im Unterricht regelmäßig einen weißen Kittel. Was er wohl von den Berechnungen eines Ulrich Keil gehalten hätte? Der WHO-nahe Münsteraner Professor hat dieses Jahr die Spatz-Gruppe mit irgendwelchen Zahlen zu Dortmunder Rauchertoten unterstützt. In die Geschichte der lobbydienlichen „Forschung“ eingegangen ist er als Erfinder der berüchtigten magischen Zahl von 3.301 jährlichen (erfundenen) Passivrauchtoten in Deutschland, die zur Begründung für Rauchverbotsgesetze herhalten musste. Vom Präventionsmediziner Prof. Romano Grieshaber auf Schwächen und Unklarheiten seines Zahlenwerks angesprochen, verließ er den Saal und knallte die Türe zu.
Aber warum sich mit Argumenten auseinandersetzen, wenn man die Massenmedien auf seiner Seite hat; so hat jüngst der WDR in seiner Lokalzeit Dortmund dem Anliegen Spatzens und seiner Jünger Raum gegeben. Sie wurden in einem TV-Beitrag vom 09. September 2015 als „Experten“ tituliert, denn so nennt man heute die Kaste der übers gemeine Volk Erhabenen. Ferner zeigte der Sender einen Ex-Raucher mit Atemschlauch und implizierte, ein solches Schicksal stünde einem großen Teil der Tabakgenießer dereinst bevor. Und der anfangs verlinkte WDR-Artikel lässt Neutralität ebenfalls vermissen. So kennen wir die ‚ausgewogenen‘ Öffentlich-Rechtlichen mit ihren gutmenschlichen Redakteuren und deren Zeigefingern, die sie tief in unsere Angelegenheiten bohren.
Der Erfolglosigkeit der Spatz-Truppe in Dortmund zum Trotz gehört sie zu einem internationalen Netzwerk der Tabakbekämpfung (Tobacco Control), und hat dazu beigetragen, im vergangenen Jahr eine InterTabac-Tochtermesse in Indonesien verhindern. Näheres dazu in einem frisch erschienenen Artikel bei Novo. In diesem Medium findet sich auch ein älterer Beitrag, der umreißt, wie wenig die Spatzens dieser Welt eine Volksbewegung ‚von unten‘ sind und wie sehr mit dem Staat verwoben. Dann doch lieber die Taube auf dem Dach.
Christoph Lövenich
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