Jugendliche Raucher: Propaganda-Defizit
Donnerstag, 19. Mai 2005 um 01:00 Uhr
Unsere Jugend ist schon ein rebellischer Haufen. Im vergangenen Jahr diskutierten zahlreiche Bundesländer ein völliges Rauchverbot an Schulen mit dem etwas merkwürdigen Argument, die Raucherecken hätten sich nicht bewährt, da sie die volljährigen Schüler doch tatsächlich nach wie vor zum Rauchen genutzt haben. Nun kommt auch noch heraus: Das Wissen der nachwachsenden Generation über das Rauchen soll lückenhaft sein.Eine Untersuchung der Universität Würzburg beschäftigte sich mit den Rauchgewohnheiten und dem allgemeinen Wissen über das Rauchen in verschiedenen Jahrgangsstufen. Eines der Ergebnisse: Den Jugendlichen waren die sogenannten "biopsychologischen" Zusammenhänge beim Rauchen unbekannt, also daß bestimmte Situationen im Rahmen einer Art Lerneffekt die Lust auf eine Zigarette auslösen. Andererseits: Wo ist die Überraschung dabei, wenn jahrelang die Volksweisheit "Rauchen macht süchtig" bewußt gepflegt und bei jeder Gelegenheit als KO-Argument eingesetzt wird? In diesem lautstark propagierten Konzept ist kein Platz für die Vorstellung eines Rauchers, der schlicht gewohnheitsmäßig in der einen oder anderen Situation zur Zigarette greift.
Faszinierend auch der Vorschlag, Rauchverbotszeichen mit einem zu Ende gerauchten Stummel oder einer schwangeren Frau mit Zigarette könnten die Lust auf eine Zigarette vermindern. Lassen wir uns überraschen, welch kreative Einfälle in der nächsten Zeit noch so auf uns zukommen...
Emmerich, Robert: Vom Rauchen und seinen Folgen: Wissensdefizite bei Schülern