Gastronomie: Märchenland Tabakkontrolle
Freitag, 19. August 2005 um 00:00 Uhr
Großbritannien debattiert intensiv darüber, ob nun ein eingeschränktes oder ein vollständiges Raucherverbot in Bars und Restaurants die bessere Lösung sei. Wie zu erwarten war, werden die wackeren Briten nun mit einer Flut von Studienergebnissen überschwemmt, die alle eines gemeinsam haben: Sie wollen nahelegen, daß ein vollständiges Rauchverbot wahre Wunder vollbringe und aus verschiedenen Erwägungen heraus die einzige wirkliche Möglichkeit darstelle.Eine Studie befaßte sich mit der Befürchtung, Raucher könnten öffentliche Plätze meiden und dafür verstärkt in ihren eigenen vier Wänden rauchen. Mumpitz, sagt das Royal College of Physicians: "Die Fakten zeigen, daß viele Menschen das Rauchen aufgeben und eine Menge von denen, die weiterhin rauchen, auch bei sich zu Hause das Rauchen einstellen", denn: "Man gewöhnt sich an die Vorstellung, daß Rauchen nicht normal ist und man nicht in Anwesenheit anderer Menschen rauchen sollte."
Von dieser Erkenntnis können sich jedenfalls all die Gastronomen und Angestellten nicht eine warme Mahlzeit kaufen, die nach der Einführung drakonischer Rauchverbote ihre Arbeit verloren haben - ob in New York oder in Irland. Und auch die privaten Parties, die für Raucher Besuche in Bars und Diskotheken in Kanada wie in Neuseeland ersetzt haben, erklären sich auf diese Weise eher schwer. Ganz abgesehen von der Frage, ob dieses Untersuchungsergebnis - sollte es auch nur einen Funken Wahrheit enthalten - tatsächlich ein moralisch vertretbares Argument für Rauchverbote darstellt, sollen doch so durch die Hintertür gesellschaftliche Normen durch den Staat eingeführt werden.
BBC (Hrsg.): Public ban would cut home smoking
Bereits bei den sich regelmäßig wiederholenden Debatten um Tabaksteuer-Erhöhungen überraschten uns Tabakgegner mit einer gewagten und zynischen Argumentation: Obwohl die unteren sozialen Schichten einen höheren Raucheranteil aufweisen, würden Erhöhungen der "Fluppensteuer" ganz und gar nicht die sozial Schwächeren stärker belasten - immerhin seien diese ja preissensibler und würden auch viel eher durch Steuererhöhungen dazu gebracht, das Rauchen ganz einzustellen. Nun kommt es noch besser: Ein Rauchverbot in Bars und Restaurants, das nur für Betriebe gelte, die zubereitetes Essen verkaufen, würde gar die Unterschiede in der gesundheitlichen Versorgung von Armen und Reichen noch vergrößern - schließlich würden in ärmeren Wohngebieten weit mehr gastronomische Betriebe von dem völligen Rauchverbot ausgenommen sein! In finanzstärkeren Gemeinden seien nur ein Viertel der Etablissements nicht verpflichtet, ein Rauchverbot einzuführen, verglichen mit zwei Dritteln in sozial schwächeren Lagen.
Man mag sich durchaus fragen, ob nicht 33% "rauchfreie" Gastronomie selbst nicht ganz so flüssigen Tabakgegnern die Möglichkeit eröffnet, sich gesundheitsbewußt zu betrinken - und so hat bietet auch diese Studie keinen echten Nutzwert, wenn es um die Frage geht, wie sinnvoll ein drakonisches Rauchverbot wirklich ist.