Werbeverbot: Der erste und der zweite Blick
Freitag, 29. Juli 2005 um 00:00 Uhr
Kommenden Montag ist es soweit: Das neue EU-Tabakwerbeverbot tritt in Kraft. Neben Fernsehwerbung sind dann auch Tabakanzeigen in Zeitungen, und Zeitschriften, im Radio und im Internet verboten. Selbst Sponsoring im Rahmen von Großveranstaltungen, beispielsweise bei der Formel 1, sollen dann der Vergangenheit angehören. Was auf den ersten Blick wie eine Maßnahme aussieht, die ausschließlich den Tabakunternehmen Sorgen machen muß, hat allerdings auch noch ganz andere Implikationen.Die Salzburger Nachrichten sprechen klar und deutlich aus, was der Zweck des neuen Gesetzes ist: "Das Ziel ist ein rauchfreies Europa", das Werbeverbot ist nur ein Schritt auf dem Weg dorthin. So gut wie möglich soll wieder einmal versucht werden, Tabak und seine Konsumenten zu "denormalisieren" und - ganz ähnlich wie es bei Pornographie geschieht - aus dem öffentlichen Bewußtsein zu verdrängen.
Der Haken dabei: Zwar hört man aus dem Büro des EU-Verbraucherschutzkommissars immer wieder äußerst drastische Töne, wie im EU-Utopia das Rauchen bekämpft werden soll, während auf der anderen Seite die Europäische Union nicht die geringste Befugnis in Gesundheitsfragen besitzt. Quasi durch die Hintertür soll nun die Tabakkontrolle als EU-eigene Angelegenheit weiter etabliert werden - auf daß es den europäischen Beamten auch ja nicht langweilig wird. Und das ist ein Problem, das uns alle angeht - ob wir nun selbst rauchen oder nur als ehrliche Steuerzahler mit einem Teil unseres Vermögens dafür aufkommen, daß Brüssel mehr und mehr realitätsferne Weltverbesserungs-Pläne verfolgen kann.
Salzburger Nachrichten (Hrsg.): Werbeverbot für Tabak