Mittwoch, 30. Januar 2013 um 18:56 Uhr
Aktuell
Die Anti-Tabak-Politik setzte dabei Maßstäbe bis in die heutige Zeit. So wurde Forschung zu Propagandazwecken finanziert (auch aus Hitlers Privatvermögen), um Rauchern Angst vor Gesundheitsfolgen einzujagen, auch Untersuchungen zum sog. Passivrauchen entstanden. Dieser Begriff war von dem Antiraucher Fritz Lickint geprägt worden, der trotz einer sozialdemokratischen Vergangenheit wegen seines Tabakhasses unter dem Schutz des Reichsgesundheitsführers des Dritten Reiches stand. Einen Bundesgesundheitsführer gibt es in der Bundesrepublik zwar nicht, dafür aber lebt die von den Nazis geschaffene „Reichsstelle gegen die Alkohol- und Tabakgefahren“ nach Umbenennungen als „Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen“ weiter und betreibt Lobbying für prohibitionistische Genussmittelpolitik. Studien, die Gefahren des Rauchen aufbauschen oder dem Umgebungsrauch eine schädliche Wirkung für Dritte andichten, haben Schule gemacht und sind seit Jahrzehnten aus dem Repertoire der Tabakbekämpfung der Nachkriegszeit nicht mehr weg zu denken, dienen trotz offenkundiger Einseitigkeit und fragwürdiger Wissenschaftlichkeit als Grundlage für weitreichende Verbote in der heutigen Zeit. So wurden zu Nazizeiten hierzu etwa Methoden der multifaktoriellen Epidemiologie angewandt, die mehr als ideologisches Instrument denn für seriöse Wissenschaft taugt, und heute aus der sanitaristischen Junk Science nicht mehr wegzudenken ist.
Auch die konkreten Antitabakmaßnahmen in der NS-Zeit haben in der Gegenwart ihre Wiederkehr gefunden: belehrende Kampagnen, die den Menschen ihren Lebensstil vorzuschreiben gedachten, drastische Tabaksteuererhöhungen, weitreichende Werbeverbote, partielle oder totale Rauchverbote in Gebäuden und Verkehrsmitteln, die Dämonisierung des Rauchens Schwangerer oder die Heraufsetzung des Mindestalters von 16 auf 18. Geschichte wiederholt sich. Hitler wischte damals Bedenken aus den eigenen Reihen beiseite, in Kriegszeiten müssten andere Aspekte Priorität über den Antitabakkampf genießen, und für die Zeit nach dem „Endsieg“ waren weitergehende Maßnahmen geplant, welche man sich ausmalen kann, wenn man bedenkt, dass heute in vielen Teilen der Welt Antirauchergesetzgebung längst über das hinaus gegangen ist, was die Nazis bis 1945 erreichen konnten. Erfreulich ist, dass die NS-Gesundheitspolitik nur bedingte Erfolge erzielen konnte (die offizielle Verunglimpfung rauchender Frauen beispielsweise hielt nicht einmal Magda Goebbels und Eva Frau vom Tabakkonsum ab) und wesentliche Vertreter des NS-Gesundheitsfaschismus 1945 einen unnatürlichen Tod fanden, wie Gesundheitsführer Conti, Hitler selbst, oder Karl Astel, führender „Rassenhygieniker“ und Gründer des „Wissenschaftlichen Instituts zur Erforschung der Tabakgefahren“ an der Universität Jena.
Noch erfreulicher wäre aber, wenn wir der heutigen Fortführung der nationalsozialistischen Volksgesundheitspolitik endlich ein Ende bereiten könnten. An die Stelle hemmungsloser obrigkeitlicher Umerziehung zum vermeintlich gesunden Glied des Volkskörpers muss die Selbstbestimmung des Menschen über seinen Körper und seinen Lebenswandel treten. Alles andere führt in den Untergang.
Lektüre u.a.:
„Antitabakbewegung im Nazi-Deutschland“ http://en.wikipedia.org/wiki/Anti-tobacco_movement_in_Nazi_Germany
„Geschichte des Passivrauchens“ – im Diskussionsforum http://forum.netzwerk-rauchen.de/cgi-bin/YaBB.pl?num=1200320882/0#0
„Fritz-Lickint-Medaille“ http://www.rauchernews.de/news/2010/12/02/antiraucherlobby-vergibt-preis-an-lobbyisten/